Die verschiedenen Seiten des Sascha.P
  • Start
  • Asiatisches (Old Blog)
  • Trip to John Of God. A Confession (New Blog)
  • Philosophisches
  • Postphilosophisches
    • 2008
    • 2010
    • 2012
  • Gedichtetes (Poetry)
    • Malaysia 2011
    • Andere
  • Lesenswertes (Books)
  • Musikalisches (Music)
  • Visuelles (Video)
  • Verbindendes (Contact)

Heimweh To Hell

18/11/2011

7 Kommentare

 
Schon ein paar Wochen ist's wieder her, da widerfuhr mir eine außergewöhnliche Begegnung. Mit dem Auto war ich unterwegs von Göttingen nach Darmstadt. Eine Autobahnraststätte suchte ich auf und tat seltsamerweise, was ich sonst nie tue: Ich aß dort. Der Trick mit dem Coupongutschein, den man auf der sprechenden Toilette bekommt und beim Essen einlösen kann, schien zu wirken. So berappte ich also unglaubliche Summen für einen kleinen Salat und ein Brötchen. Während des wenig genussvollen Verspeisens derselbigen sprach mich ein alter, verranzt und ungepflegt aussehender Mann an, ob ich ihn ein Stück mitzunehmen gewillt sei. Sonderlich gewillt war ich ehrlich gesagt nicht, genoss ich doch gerade die anmutige Einsamkeit bei schöner Musik auf der Autobahn, doch sagte ich freilich dennoch sogleich zu; schließlich war ich es, der vor Jahren auch gelegentlich auf solchen Rastplätzen stand und sich ärgerte, dass niemand anzuhalten gewillt war. Der Herr nun, war angeblich schon seit über 2 Tagen nonstop und ohne Schlaf und Geld unterwegs. Wir luden seine Unmengen Gepäck ins Auto. Alsbald stellte sich heraus, dass dies sein ganzes Hab und Gut war. In unserem Gespräch, das sich bald entwickelte, stellte sich heraus, dass der Herr auf dem Highway To Hell unterwegs war (oder sollte man sagen: Stairway To Heaven?), auf dem Weg zur Sterbehilfe in die Schweiz. Er habe das Leben schon lange satt, zauderte er in seinem, wenn auch um Freundlichkeit bemühten, doch stets aufgebracht-gereizten, vor allem aber gänzlich desillusionierten Ton. Die Existenz auf dieser Erde sei eine Katastrophe und er sei heilfroh, dass er endlich gehen dürfe. Seit Jahren habe er Knochenkrebs und könne sich ob der Schmerzen kaum auf den Beinen halten. Geld habe er auch nicht und nie welches verdient, von Anfang an sei sein Leben furchtbar gewesen, ihm sei Unrecht über Unrecht geschehen. Schon viel früher habe er sich in die Hände  der nur in der Schweiz möglichen Sterbehilfe begeben wollen, doch ein befreundeter Professor habe ihm nahegelegt, vorher solle er sein Leben noch aufschreiben. Dies habe er getan, das Manuskript sei in seinem Gepäck und er werde es einen Tag vor seinem am 5. November vereinbarten Tod an den Verlag schicken. Geschrieben habe er immer schon vieles, über sein Schicksal, vor allem aber Gedichte. Aus dem Kopf, rezitierte er mir die knapp einstündige Fahrt zur nächsten Raststätte über ein Gedicht nach dem andern. In Paarreime goss er Abgesänge auf unsere Zivilisation und das Leben auf diesem Planeten, die sämtlich selbstverfasst und künstlerisch nicht sonderlich wertvoll waren. Doch war ich sehr beeindruckt von seinem Gedächtnis und noch mehr von seiner spontanen Kreativität: Er fragte mich nach meinem Vornamen und Geburtsort und kreierte spontan ein Gedicht über mich und meinen Lebensweg! Noch interessanter waren aber die Berichte aus seinem Leben, die er vor kurzem ja auch zu Papier gebracht zu haben vorgab. Geboren als Kind jüdischer Überlebender im Nachkriegsdeutschland, die auf ominöse Weise ermordet worden seien, wurde er in ein Kinderheim gesteckt, die seinerzeit wie man weiß in der Tat Vorboten der Hölle gewesen sein müssen. Bei einer der Elektroschockbehandlungen in jungem Alter wäre er fast gestorben, ja er war schon tot und hatte eine Nahtoderfahrung! Von diesem Zeitpunkt war mir klar, dass dies wieder mal - wie natürlich alles, aber nur manchmal fällt es uns auf - kein Zufall gewesen sein kann, hatte ich mich doch gerade in der letzten Zeit mit diesem Thema beschäftigt. Er berichtete - wie übrigens fast alle - nur Positives. Er sei auf einer grünen Wiese mit ganz vielen sehr freundlichen und freudigen Menschen gewesen und habe sich mit Ihnen unterhalten. Worüber wusste er nicht mehr, aber die Erfahrung dieses Lebens nach dem Tode, hat freilich auch sein Leben verändert. Er sei gläubig geworden und bete jeden Tag zum Herrgott und lese in der Bibel, aus der er überdies viel zu zitieren wusste. Er habe sein Leben damit verbracht auf Podien zu sitzen und über seine Misshandlungs- einerseits und Nahtoderfahrungen andererseits zu berichten, da er 1968 beim Trampen - er trampe seit über 40 Jahren - Studierende kennengelernt habe, die seinen Fall an die Öffentlichkeit haben bringen wollen. Erreicht habe er nichts, da er mehr als ein Verfahren nicht durchgestanden habe - und wie gesagt sei sein Leben eben eine einzige Katastrophe gewesen.
Da ich selbst seit einigen Monaten von kaum etwas überzeugter bin als von der Unsterblichkeit unseres Wesens, fand ich im Gespräch viele Anknüpfungspunkte und versuchte auch sein Weltbild etwas aufzuhellen, schließlich würde Gott ja nicht zu allen so unmittelbar sprechen wie zu ihm und alledem eigne doch gewiss eine Form von Notwendigkeit in Form der Unendlichen Klugheit der göttlichen Vorsehung (ich versuchte in der Sprache seiner religiösen, christlichen Überzeugung zu kommunizieren). Doch er wollte freilich nicht hören und sein Weltbild, das ihn in den freigewählten Tod fuhr (Ja, ich fuhr ihn dahin, wie grotesk!), nicht revidieren. Überhaupt war er stur und wie gesagt deprimiert und negativ. Natürlich kann ich's ihm nicht verdenken, mit schwerem Knochenkrebs, einem fast handballgroßen Tumor auf dem Kopf, in schmutzigen Klamotten und auf dem Weg von einem Freund in Oslo Tage nicht geschlafen habend. Als ich ihm an der finalen Raststätte trotz vorheriger Beteuerungen kein Geld für Essen, Schlaf oder Kaffee für ihn zu haben - den angebotenen Apfel konnte er mangels Zähnen nicht annehmen - doch noch 10 Euro in die Hand drückte, bedankte er sich nicht, sondern rüffelte zurück: Ich dachte Du hast nichts!
7 Kommentare

Die Wirtschaftkrise. Eine Sloterdijkiade

18/11/2011

0 Kommentare

 
Der Eindruck, dass sich einiges verändert, ist langsam nicht mehr von der Hand zu weisen. Heute morgen las ich im lokalen Käseblatt, dessen Politikteil im Grunde ausschließlich aus abgeschriebenen dpa-Meldungen besteht, dass es aus der Krise keinen Ausweg gebe. Es sei nicht üblich, dass Staaten ihre Schulden zurückbezahlten, die Staatsschuld werde vielmehr normalerweise durch Krieg oder Inflation bereinigt. Großes Wachstum wie nach Kriegen oder dem Erschließen neuer Märkte sei dafür auch ein Ersatz, aber das sei nun einmal gerade nicht zu erwarten und die Politik könne es angesichts der Schulden auch nicht mehr künstlich erzeugen. Damit endete der Artikel, es gab keinen Ausweg, keine Lösung. Neulich noch hätte man soetwas maximal in linken Gazetten zu vernehmen gehofft und auch da gab es meist noch irgend Auswege oder Perspektiven.

Der Eindruck, dass das gesamte GeldsysKtem - das wie man weiß und mittlerweile auch öffentlich sagen darf, auf Schuld und Schulden beruht,  und ohne diese und immer mehr davon nicht existenzfähig ist - so oder so zusammenbrechen wird, ist kaum noch abzuwehren, wenn man auch nur die offiziellen Nachrichten ein wenig verfolgt. Und selbst wenn es sich noch etwas hinauszögern sollte, so ist doch jedenfalls in hiesigen Breiten entweder das Ende des Euro oder eine nicht geringe Inflation zu erwarten. Ein Krieg wäre natürlich auch eine Lösung! 
Es wird also spannend und wir werden es erleben, noch im nächsten Jahr wie mir schwant. 2012, you know. Es ist ja nicht nur die Wirtschaft, es ist im selben Maße die Politik und insbesondere die sogenannte natürliche Umwelt um nicht zu sagen das gesamte Sein und Bewusstsein des Menschenwesens, das sich einer Transformation zu unterziehen scheint. Schon das ist euch jetzt natürlich zuviel esoterisches Gefasel, aber denkt nochmal daran in der nächsten Zeit und hängt Euch nicht zu sehr an Althergebrachtes, denn

Nah ist
Und schwer zu fassen der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst
das Rettende auch

Eine Krise ist immer auch eine Chance und sei es eine des Scheiterns. Kaum je war ein Lern- und Bewusstseinserweiterungsprozess nicht auch ein Leidensprozess. Erst aus der Asche scheint der Phönix wieder auferstehen und sich seiner Unsterblichkeit gewahr werden zu können, denn

nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet.

Oder nochmals mit deutlich weniger Pathos: Es wird nicht schlimm, nächstes Jahr, auch wenn es auf die ersten Blicke so aussehen mag. Wenn Strukturen zu Grunde gehen, macht das so oder so viel Lärm, doch wer sich vom Geschrei des Tages nicht irre machen lässt, sieht mehr als das, sieht das Gute, das kein Gegenteil kennt, das durch es und durch uns hindurch dahin führt, wo es immer schon war: Zum Licht, zur Freiheit - den Inneren, den Himmlischen.

Wenn nämlich über Menschen
Ein Streit ist an dem Himmel und gewaltig
Die Monde gehn, so redet
Das Meer auch und Ströme müssen
Den Pfad sich suchen. Zweifellos
Ist aber 
Einer. Der
Kann täglich es ändern. Kaum bedarf er
Gesetz. Und es tönet das Blatt und Eichbäume wehn dann neben
Den Firnen. Denn nicht vermögen
Die Himmlischen alles. Nämlich es reichen
Die Sterblichen eh an den Abgrund. Also wendet es sich, das Echo,
Mit diesen. Lang ist
Die Zeit, es ereignet sich aber
Das Wahre.

0 Kommentare

    Wohin gehen wir? Immer nach hause

    Denn Bleiben ist nirgends

    Archives

    November 2014
    Juli 2014
    Mai 2014
    April 2014
    März 2014
    Januar 2014
    Dezember 2013
    November 2013
    Oktober 2013
    September 2013
    Juli 2013
    Juni 2013
    April 2013
    März 2013
    Februar 2013
    Dezember 2012
    November 2012
    Oktober 2012
    November 2011
    Oktober 2011
    September 2011
    August 2011
    Juli 2011
    Juni 2011
    Mai 2011
    April 2011
    März 2011
    Februar 2011
    Januar 2011
    Dezember 2010

    Categories

    Alle
    Everyday
    Philosophy

    RSS Feed

Von Erstellen Sie mithilfe anpassbarer Vorlagen Ihre eigene, einzigartige Webseite.